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Yamaha CA-1010

HiFi Reparatur und Service

In diesem Blogeintrag darf ich ein ganz edles, seltenes und prächtiges Gerät begrüßen.
Der Yamaha CA-1010, gebaut zwischen 1977 und 1979 war zusammen mit dem CA-2010 das Top-Modell der damaligen Vollverstärker von Yamaha.

Der CA-1010 und der CA-2010 sind auch sehr ähnlich aufgebaut. Unterm Strich ist lediglich das Netzteil etwas größer dimensioniert, die Endstufe etwas anders designed um ein paar Watt mehr im Class-A Modus raus zu kitzeln. Ebenso ein qualitativ höherwertiger Bass und Treble Regler wurde verbaut, und es gab die Möglichkeit das DC-Offset zu justieren.
Als Endstufentransistoren sowie Endstufentreiber kommen hingegen dieselben Typen zum Einsatz.

Das Exemplar auf meinen Tisch ist in einem (auf die Frontplatte bezogen) doch recht guten optischen Zustand.
Technisch sieht es leider ganz anders aus, der CA-1010 ist völlig leblos. Nach dem Einschalten gibt es keinerlei Lebenszeichen oder Stromaufnahme.

Nach dem Entfernen von Deckel und Bodenplatte erfolgt erstmal wie üblich eine optische Inspektion.
Ins Augenmerk fallen hier direkt die 4 Feinsicherungen welche allesamt durchgebrannt sind, was oftmals kein gutes Zeichen darstellt.

Zusätzlich fällt auf der Netzteilplatine auch noch ein Kondensator auf, welcher offenbar seinen Hut verloren hat.

Weiters (wie könnte es auch anders sein…) gibt es auch noch Spuren von „früheren Eingriffen“
Augenscheinlich wurde der Mute-Schalter kurzerhand „modifiziert“ (vermutlich setzt dieser Altersbedingt aus, bzw. hatte Kontaktprobleme)
Anstatt den Schalter zu reparieren (ja ich weiß, das ist bei diesem Gerät sehr aufwendig..), wurde dieser einfach gebrückt und dann völlig Hirnlos die Leiterbahnen für die 20dB Dämpfung mechanische zerstört und unterbrochen…
Traurig aber wahr – Nunja, wie auch immer, das ist eine Sache für später.

Erstmal wird auf das schlimmste geprüft – Sind die Endstufentransistoren noch in Ordnung?

Für dieses Jahr beachtlich – die Endstufen können auf der Unterseite einfach abgesteckt werden und anschließend – nach dem lösen der beiden Bolzen – einfach rausgezogen werden!

Gott Sei Dank! Die Endstufentransistoren sind noch in Ordnung, allerdings fällt hier bei der weiteren optischen Kontrolle ein oxidierter Kondensator auf.

Umso ironischer das er Messtechnisch noch seine volle Kapazität aufweist.

Da der Kondensator aber ohnehin und offensichtlich in einem miserablen Zustand ist, wird dieser getauscht und ich verzichte auf ESR & Leckstrommessungen.
Der Kondensator sitzt übrigens in einer sehr wichtigen Funktion. Dieser koppelt die Rückkopplung der Endstufe gegen Masse und setzt so den Nullpunkt der Endstufe fest. Kommt es hier also zu einem Fehler, könnte das durchaus zu einer instabilen Operation der Endstufe führen – und damit verbunden auch sehr hohe Ströme.

Die Endstufenplatinen sind aber abgesehen von diesem Kondensator in einem sehr guten Zustand. Es gibt nicht mal kalte oder gebrochene Lötstellen zu beanstanden!

Als nächstes wird das Netzteil noch genauer untersucht, hier befindet sich ja ebenso ein verdächtiger Kondensator. Dieser ist aber dann auch Messtechnisch völlig platt und wird kurzerhand erneuert.

Dieser Elko dient ebenso zur Kopplung in der Spannugsversorgung der „B3“ Schiene. Diese wird allerdings nur für die Steuerung und zur Versorgung der Relais verwendet.

Da das Lautsprecherrelais auf der Netzteilplatine sitzt, bin ich gleich etwas übermotiviert und löte dieses für ein Relaisservice aus.
Ausgezahlt hat es sich jedenfalls, denn die Kontakte sind völlig verkokelt.

Nach dem polieren und versiegeln der Kontakte, zeigt sich wieder ein optimaler Übergangswiderstand.

Nun bleibt eigentlich nichts andres übrig – der CA-1010 muss in Betrieb genommen werden!
Während die primärseitige Stromaufnahme sowie der Ruhestrom der Endstufen kontrolliert wird, regle ich die Netzspannung langsam hoch, bis auch schon das „klack“ des Lautsprecherrelais ertönt!

Super Sache – auch wenn die eigentliche Arbeit erst jetzt beginnt.
Denn wie befürchtet funktioniert so gut wie kein einziger (Um)Schalter mehr, bzw. verursacht starkes Krachen.

Somit bleibt nur eines – alle Umschalter, Regler und Potentiometer werden ausgebaut.
Dazu muss der Verstärker vollständig zerlegt werden. Ebenso die Frontplatte und alle darauf verbauten Schalter müssen weichen.

Mühsam müssen alle Schalter von diversen Platinen abgelötet und anschließend zerlegt werden.
Tatsächlich sind alle Kontaktschleifer im inneren der Schalter in einem wirklich schlechten Zustand.

Schalterkontakte vor der Reinigung
nach der Reinigung
Wippschalter vor der Reinigung
nach der Reinigung

Gerne vergessen wird auch ein Problemkind an der Rückseite des Geräts!
Der Coupling Schalter muss ebenso serviciert oder erneuert werden!

Couplerschalter vor der Reinigung
nach der Reinigung

Nach Stundenlangem reparieren der Schalter wird das Gerät letztendlich wieder halbwegs zusammengebaut, um erste Tests durchzuführen.
Der Mutingschalter bzw. die Platine wird wieder repariert und in den Originalzustand versetzt.

Das Signal wird nun wieder einwandfrei überall durchgeschliffen, und das Krachen und Krächzen gehört der Vergangenheit an.

Leider gibt es allerdings bei den ersten groben Justagen eine Hiobsbotschaft…
Ein Kanal der Phonostufe lässt sich nicht Ordnungsgemäß justieren, und die Verzerrung ist deutlich stärker als bei dem anderen Kanal.

Justage der Phonostufe, Kanal 1 lässt sich optimal justieren
Zweite Harmonie Kanal 2 ist deutlich höher und lässt sich nicht weiter justieren

Ein Blick in den Schaltplan verrät – die Phonostufe ist nicht allzu kompliziert aufgebaut.
Der Verdacht fällt hier am ehesten auch direkt auf die Tantal Kondensatoren welche zum Entkoppeln im Eingang verwendet werden.
Tatsächlich ist damit auch der Übeltäter direkt gefunden, einer der Kondensatoren leidet unter Kapazitätsverlust.

Kurzerhand werden auf beiden Seiten die Tantals erneuert, danach ist eine zufriedenstellende Justage auf beiden Kanälen möglich.

Nach Tausch der Tantalkodensatoren lässt sich auch Kanal 2 optimal justieren

Zwar ist die Aufwölbung bei den Siebelkos aus dieser Zeit normal, um auf Nummer sicher zu gehen prüfe ich aber trotzdem einen der 18000uF Elkos.

Leider zeichnet sich hier schon wieder das nächste Problem ab – Von den 18000uF sind nur noch 13300uF übrig, das liegt dann doch deutlich außerhalb der zulässigen 20%.

Somit werden nun auch noch zwei neue Siebelkos verbaut.
Da Erfahrungsgemäß heutzutage fast alle Kondensatorhersteller die 20% Toleranz ins negative ausnutzen, bestelle ich als Ersatz 22000uF Kondensatoren um reale 18000uF anzupeilen.

Nach einer ganzen Weile ist es dann endlich soweit – der CA-1010 ist austherapiert und wieder Fit für die nächsten Jahre.

Wie üblich erfolgen Umfangreiche Messungen, wobei sich hier der Yamaha natürlich wieder nicht lumpen lässt.

THD Messung L+R
Frequenzgang

Die Messergebnisse sind Top, selbst ein 15 Jahre „jüngerer“ Accuphase E-305V kann den CA-1010 kaum toppen.

Rot: Yamaha CA-1010, Blau: Accuphase E-305V

Überraschend fallen die Messergebnisse im Class-A Betrieb aus – hier gibt es scheinbar einen kleinen Sweetspot bei ca. 10Watt wo die THD-Messung ein minimal besseres Ergebnis erzielen kann – Standheizung inklusive, denn der CA-1010 verbraucht nicht weniger als 150W im Class-A Betrieb.

Rot: Class-A, Blau: Class-B
THD-Messung Class-A, 1 Kanal

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