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Yamaha A-1060

HiFi Reparatur und Service

Leider komme ich nicht dazu für jedes meiner reparierten oder servicierten Geräte einen Eintrag zu verfassen. Beim Yamaha A-1060 dachte ich mir aber das dieses Gerät definitiv einen Eintrag Wert ist!

Der Vollverstärker ist das Top-Modell der damaligen A-Serie von Yamaha und trumpft mit einigen Finessen auf. So besitzt das Gerät über einen sehr hochwertigen und umfangreichen Phonovorverstärker welche sogar die Wahl der Eingangsimpedanz zulässt. Zusätzlich befindet sich noch eine umfassende Klangregelung integriert welche sich über Schieberegler bedienen lässt und bei Bedarf auch über den Main Direct-Switch übergangen werden kann.
Mit seinen stolzen 38 Jahren bedarf es einer Überholung – Bei leiser Lautstärke kracht das Gerät bzw. gibt teilweiße gar keinen Ton aus. Na woran das wohl liegen mag? 😉

Hinweis: Bei diesem Gerät besteht eine Rückrufaktion bzgl. eines Kondensators. Dieser kann während des Betriebs explodieren oder in Flammen aufgehen.
Weiters besitzt dieses Gerät ein Schaltnetzteil, viele Anschlüsse und Kontakte haben Netzpotential und können schnell unbeabsichtigt berührt werden.
Die Verwendung eines Trenntransformators ist unbedingt zu empfehlen, diverse Messungen im Netzteil können auch nur mit solchigen durchgeführt werden.

Nach dem entfernen des Gerätedeckels kommt direkt der damals typische Aufbau von Yamaha zum Vorschein.

Sofort ersichtlich ist auf der linken Seite das sogenannte „X-Power“-Netzteil von Yamaha, welches an die Technik von Bob Carver angelehnt ist.
Im Prinzip arbeitet dieses Netzteil als „Schaltnetzteil“ welches vor dem eigentlichen Transformator sitzt und über einen Triac, je nach abgerufener Leistung der Endstufe, im entsprechenden Phasenwinkel in die primäre Wicklung des Trafos hackt.
Der Transformator ist daher mit einer massiven Abdeckung verdeckt um etwaige Geräusche, welche durch das zerhacken der Netzspannung entstehen, zu minimieren.
Das Netzteil misst über einen Optokoppler direkt die Versorgungsspannung an den Endstufentransistoren und regelt bei Bedarf sofort nach – somit steht immer die maximale Versorgungsspannung zur Verfügung; Dämpfung und Leistungseinbußen werden minimiert.

An dieser Stelle muss gleich angemerkt werden das dieses Gerät von der Rückrufaktion von Yamaha betroffen ist, bei welcher der Entstörkondensator im Schaltnetzteil unbedingt getauscht werden muss. Es besteht höchste Brandgefahr.
Bei diesem Gerät ist dieser schon getauscht (rot markiert)

Die rechte Seite ist etwas verschachtelt. Kopfüber die Vorstufe, welche mit einer großzügigen Platine von unten her gegen Störungen geschirmt ist. Darunter liegt die Endstufe mit jeweils 3 PNP und 3 NPN-Transistoren pro Kanal.
Anzumerken ist hier die große Servicefreundlichkeit. Mit nur 4 Schrauben lässt sich die komplette Vorstufe hochklappen und man erreicht die Endstufe für diverse Arbeiten.

der gesamte Verstärker besitzt ein Kupferchassis

Schnell sind auch die Übeltäter unseres Problems ermittelt. Die beiden Lautsprecherrelais befinden sich ganz hinten bei den Lautsprecheranschlüssen.
Durch das Abnehmen des Servicedeckels auf der Unterseite des Geräts lassen sich die beiden Relais schnell auslöten. Die Kappen der Relais lassen sich leicht abnehmen und es kommen auch sofort die abgenutzten Kontaktflächen zum Vorschein.

Oft stößt man auf das Problem das sich messtechnisch bzw. mit dem Multimeter gemessen keine Probleme ergeben und sich mit dem Ohmmeter, gemessen an den Relaiskontakten, keinerlei erhöhter Messwert feststellen lässt.
Dies liegt oft daran das die Messgeräte einen zu hohen Prüfstrom haben, oder der erhöhte Widerstand für das Messgerät aufgrund der Messart nicht ermittelt werden kann.

Dennoch möchte ich gerne den Fehler nachvollziehen und verwende hierzu ein LCR-Messgerät mit einstellbaren Prüfstrom, Prüfspannung und Prüffrequenz.
Die Frequenz stelle ich auf Audiotypische 5kHz ein, die Spannung lasse ich dem Gerät automatisch bestimmen und den Strom begrenze ich auf 50µA.
An der Relaisspule lege ich natürlich die benötigte Versorgungsspannung an.
Sofort lässt sich das Phänomen nachweisen – die eingestellten 50µA lassen sich gar nicht erreichen, der Widerstand liegt bei knappen 3k – viel zu hoch!

Zum testen erhöhe ich den Prüfstrom auf bis zu 20mA – „schlagartig“ „bricht“ der Stromfluss dann durch, was dem Lauterdrehen und dem plötzlichen einsetzen der Lautsprecher gleich kommt.
Jedoch erreicht der Widerstand auch hier keinen zufriedenstellenden Wert, knappe 8Ohm sind noch immer zu hoch!

Widerstandsmessung bei einem Prüfstrom von 20mA

Die Entscheidung, ob die Relaiskontakte gereinigt werden, oder das Relais gänzlich erneuert wird, liegt bei jedem selbst.
Ich entscheide mich in diesem Fall die Kontakte zu reinigen, verwende dafür extrem feines Schleifpapier um die Beschichtung der Relaiskontakte so wenig wie möglich zu beeinflussen.
Anschließend erfolgt noch eine Konservierung mit einem speziellen Spray.

Reinigung der Relaiskontakte

Anschließend machen wir natürlich wieder eine Widerstandsmessung, erneut mit einem Prüfstrom von 50µA. Das Ergebnis ist – insofern man Gewissenhaft gearbeitet hat – nicht sehr überraschend.

Widerstandsmessung nach der Kontaktreinigung

Nach dem Zusammenbauen der Relais werden diese wieder eingelötet und das Gerät sollte wieder wie gewohnt funktionieren – auch bei leiser Lautstärke.

Ein erster Funktionstest bestätigt dies auch, allerdings fällt bei größerer Lautstärke auf, das der linke Kanal etwas leiser als der rechte ist.
Die Messung mithilfe von Leistungswiderständen bestätigt dies auch… somit gibt es wohl einen weiteren Fehler den es zu beheben gilt.
Ich messe direkt am Eingang der Endstufenplatine und stelle bereits hier eine kleine Diskrepanz zwischen links und rechts fest.

Der Unterschied zwischen L/R – 168mV und 180mV – des NF-Signals ist eindeutig zu groß.
Der Fehler ist allerdings schnell gefunden – auf Verdacht messe ich nämlich einfach das Signal vor dem Lautstärkepotentiometer, wo es noch völlig gleich ist, und einmal danach – wo oben abgebildete und unterschiedliche Amplitude zu erkennen ist.

Das Poti wird schnell ausgebaut, dazu muss die Frontblende abgenommen, der Lautstärkeregel entfernt, und die Mutter an der Potentiometerwelle abgeschraubt werden.

Auch hier möchte ich den messtechnischen Aspekt nicht auslassen und vergleiche bei gleicher Potentiometerstellung die beiden Kanäle. Auch hier lässt sich ein schöner Unterschied feststellen der unser Problem verursacht.

Rechnet man anhand des ohmschen Gesetzes den Spannungsabfall aus, so kommt man ungefähr auf das Ergebnis welches man schon vorab mit dem Oszilloskop messen konnte.

Auch in diesem Fall könnte man das Potentiometer zerlegen und eine Reinigung wagen, da dies aber doch deutlich mehr Aufwand ist als ein Relais zu reinigen, und ich ein neues Lautstärkepoti lagernd habe, entschließe ich mich dazu dieses einzubauen.

Zum Abschluss werden natürlich noch alle Betriebsparameter wie Ruhestrom der Endstufen und Offset an der Vorstufenplatine überprüft und nachjustiert.
Lötstellen und Elkos werden kontrolliert und ggf. nachgebessert bzw erneuert, bevor es zur großen Reinigung geht.

Interessehalber erfolgt auch noch eine kleine Messung am Schaltnetzteil, direkt am Ausgang des Triacs.

Hier sieht alles optimal aus, man erkennt sehr gut wie in den Trafo gehackt wird – das Netzteil arbeitet einwandfrei 😉

Nach der Reinigung erstrahlt das Gerät im neuen Glanz und ist wieder für viele weitere Jahre einsatzbereit.

4 Antworten

  1. Anonymous sagt:

    Hallo,
    Frage, bei Yamaha gab es eine Rückhol-Reperatur Fehlerbehebung
    Würden sie grundsätzlich die Reparatur an meinem Yamaha über dieses Angebot
    Instandsetzen

    Hier meine e.Mail
    ali.d.73@hotmail.com

    Tel. 069919319366
    Habe auch andere Modelle die eventuell die rep-Überprüfungs Angebot von Yamaha betrifft

    Mit freundlichen Grüßen

    Alex Dima

    • hifi-workshop sagt:

      Hallo,
      leider bin ich keine Yamaha Vertragswerkstatt – somit kann ich diese Modifikation nicht im Rahmen der kostenlosen Rückrufaktion durchführen.
      LG

  2. Stefano sagt:

    I see you had serviced a Yamaha A-1060 Amplifier. I see you stated:

    “An dieser Stelle muss gleich angemerkt werden das dieses Gerät von der Rückrufaktion von Yamaha betroffen ist, bei welcher der Entstörkondensator im Schaltnetzteil unbedingt getauscht werden muss. Es besteht höchste Brandgefahr.
    Bei diesem Gerät ist dieser schon getauscht”

    Could you please let me know the Yamaha bulletin number or what I have to replace?

    Best regards

    Stefano Contato

    • hifi-workshop sagt:

      Hi,
      please contact either Yamaha or bring the device to a service center.
      Replacing the capacitor in the switching power supply with a wrong type could lead to fire / explosion

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