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Accuphase DP-90 – Licht ins Dunkel

HiFi Reparatur und Service

Der Accuphase DP-90 – Seinerzeit sowie Heute ein „top of the edge“ High-End CD-Player, bei welchem keinerlei Mühe und Aufwand gescheut wurde. Das Gerät wurde von 1992 bis 2000 produziert und im Set mit dem Accuphase DC-91 für umgerechnet etwa 18.000€ verkauft. Der CD-Player selbst besitzt keine analogen Ausgänge, dafür einen sogenannten (von Accuphase selbst entwickelten) optischen HPC-Ausgang, welcher eine Übertragungsrate von 150MBit/s verspricht. Die Abtastung erfolgt dabei mit 20Bit und 8-fachen Oversampling.

Die Systemkontrolle bzw. den Transport sowie die Steuerung der Lasereinheit übernimmt der Sony CXD2500 in Verbindung mit dem empfindlichen Sony CXA1372, welcher sicherstellt das die Qualität des RF-Signals gewisse Ansprüche erfüllt, um die Fehlerkorrektur auf einem Minimum zu halten. Als Pickup wird auf die KSS-272 mit Magnetschwebetechnologie gesetzt.

Treiberbereich für diverse Aktoren
Controller-ICs für das Pickup
Mainboard mit einigen Logikbausteinen

Der DP-90 ist massivst aufgebaut – strikt getrennte Versorgungen für analoge und digitale Bereiche. Glättung der Spannungsversorgung mit insgesamt 80.000uF Elkos sowie durchwegs vergoldete Leiterbahnen sind nur die Spitze des Eisbergs.

Nun aber zum eigentlichen Thema – das Gerät ist ja (leider) nicht Grundlos bei mir.
Der Besitzer ist schon seit Monaten auf der verzweifelten Suche nach einer Werkstätte, immerhin hat er schon bei 2 verschiedenen Werkstätten sein Glück versucht. Leider wurde entweder das Gerät erst gar nicht zur Reparatur angenommen bzw. im anderen Fall kein Fehler gefunden.
Laut Besitzer soll das Gerät sporadisch die Wiedergabe einfach beenden. Zusätzlich war das Gerät bereits 2013 bei PIA im Service, wo für über 1350€ eine neue Lasereinheit verbaut wurde.
Ein weiteres Problem (wie leider bei vielen anderen Accuphase-Geräten auch) ist die ausgefallene Beleuchtung des Accuphase-Logos – aber eins nach dem anderen.

Ich lege einfach mal eine CD ein und drück auf Play – der Player liest die CD etwas zögerlich ein und beginnt dann aber die Wiedergabe. Leichte Stöße auf den Tisch bringen ihn allerdings sofort aus der Ruhe und nach etwa 30 Sekunden stoppt der Player einfach die Wiedergabe ohne jegliche Einwirkung.
Da bleibt wohl nichts anderes übrig als mal die Motorhaube sowie die Bodenplatte abzunehmen 🙂

Ich bin wohl definitiv nicht der erste der hier einen Blick ins innerste wirft. An der Motorplatine für den Spindelmotor befinden sich diverse Aufschriften – wusste nicht dass man so hochwertige Geräte als Kritzelblatt verwenden kann – Hatte man 2013 beim Deutschlandservice noch keine IT-Systeme wo mithilfe der Seriennummer die Reparaturdaten hinterlegt wurden?… Andere machen das schon seit 1995…
Find ich persönlich bei einem Gerät dieser Klasse jedenfalls nicht richtig.

Auf den näheren Blick finden sich aber auch noch andere „Kampfspuren“

Hier wurde wohl mal der Loadingmotor getauscht – Man hielt es auch nicht für nötig die Löt bzw. Flussmittelspuren zu bereinigen… Aber was kann man auch schon bei einem Reparaturpreis von über 1000€ erwarten.
Da die Halteplatte des Spindelmotors so komisch aussah, und mir hier schon ein kleiner Gedanke kam woher das kommen könnte…

Tatsache – die beiden Elkos sind wohl schon vor längerer Zeit ausgelaufen.
Hier wurde aber wohl einfach nur grob geputzt und gehofft das die Korrosion der Leiterbahnen bzw. Durchkontaktierung noch einige Jahre gut geht, bis die Gewährleistungsansprüche abgelaufen sind, obwohl das ätzende Elektrolyt bereits auf die andere Seite der Platine abgelaufen war.
Macht mich ehrlich gesagt wirklich etwas enttäuscht und wütend das selbst nicht mal autorisierte Werkstätten von „höchst“-wertigen Geräten tadellos arbeiten.

Wie auch immer – die Platine sowie eine neue Platte dazu habe ich lagernd, wird also Kurzerhand erneuert und dann erstmal der eigentliche Fehler gesucht. Nachdem der Player einfach stoppt sehen wir uns zuerst einmal die Ansteuerung des Schlittens an.

Die Spitzen gefallen mir nicht wirklich, und da es sich ohnehin um eine KSS-272 handelt, würde eine verharzte Führung in Frage kommen.
Also bauen wir Kurzerhand das Pickup einfach mal aus und checken die Lage.

Beim Zerlegen fällt schonmal auf, das sich Pickup kaum noch „schwingen“ lässt, was an kaputten Viskosepuffern liegen könnte, oder ebenso an verklebten Fett.

Der Verdacht bestätigt sich mal wieder – Das Fett des Gestänges ist verharzt und die Lager bereits korrodiert. Somit ist der Schlitten teilweise schwergängig und steckt etwas… Somit erhöht sich die Spannung an den Motorspulen immer weiter bis der „kritische Punkt“ überschritten ist, und der Schlitten dann ruckartig und ebenso zu weit fährt. Anschließend verliert dadurch der Player das Tracking und stoppt die Wiedergabe.

Die Lager können aber meist noch gut gereinigt werden, und funktionieren nach dem behandeln mit Teflonfett wieder einwandfrei.

Bei der Gelegenheit kann auch gleich die Lasereinheit selbst oben zerlegt werden, und vorsichtig bestmöglich gereinigt werden.

Anschließend werden noch die „Domlager“ geprüft – denn auch hier befindet sich verhärtetes Fett, wodurch das gesamte Pickup nicht mehr ausreichend gefedert ist.
Eine umfangreiche Reinigung sowie das erneute Fetten ist unumgänglich

Anschließend wird die Schlittenführung noch mit etwas Fett benetzt.

Danach gehts wieder an den Einbau und den ersten Probelauf. Bei der Gelegenheit messen wir auch direkt das RF-Signal der Lasereinheit

Hier folgt leider die große Enttäuschung – Das RF-Signal ist mit 695mV deutlich zu niedrig und das Signal obendrein noch viel zu „verwaschen“ bzw. unscharf.
Eine einwandfreie Operation ist somit definitiv nicht mehr gewährleistet. Das unterste Limit lt. Hersteller liegt bei 850mV

An der Stelle lässt sich leider nicht mehr viel machen – eine neue Lasereinheit muss bestellt werden.
Die KSS-272 ist sehr schwierig im guten Zustand zu bekommen, glücklicherweise kann ich aber noch eine auftreiben.
Vor dem Einbau sollte man immer noch den kleinen Elko direkt auf der Lasereinheit prüfen – mit einem geeigneten Messgerät ist das auch im eingebauten Zustand möglich (bei geringer Prüfspannung!)

der Elko ist in Ordnung – die neue Lasereinheit ist bereit für den Einbau

Besondere Vorsicht muss man beim Einbauen der neuen Lasereinheit in den Schlitten geben. Die Nase muss unter die Schlittenführung geschoben werden

Danach kann es direkt ans Testen gehen:

Perfekt! Die neue Lasereinheit liefert ein einwandfreies und scharfes RF-Signal von 1.3V
Zwar regeln die beiden Sony-ICs das Tracking selbst, ich werfe trotzdem einen kurzen Blick auf das TE-Signal

Das Signal sieht an sich „OK“ aus, allerdings tendieren die Spitzen eher nach unten, also wage ich mich den TE-Balance Regler an der Lasereinheit etwas nachzujustieren

Die Originalposition der Potentiometer sollten stets markiert werden (natürlich vor dem justieren)
TE-Signal nach der Justage

Nach der Justage gefällt mir das Tracking-Error Signal deutlich besser, und der DP-90 springt gefühlt auch etwas schneller zu den Tracks.

Ansteuerung des Schlittens

Ebenso die Schlittenführung läuft nun viel geschmeidiger und ohne „rucken“ – somit verliert der Player auch das Tracking nicht mehr.

Somit wäre Problem Numero 1 gelöst – der DP-90 verrichtet seine Arbeit wieder einwandfrei, und längerem CD-Genuss steht nichts mehr im Wege 🙂

Ein weiteres Problem ist wie bereits oben erwähnt die fehlende Beleuchtung des Logos.
Das Logo wurde bei dieser Geräteserie mit einer EL-Folie (Elektrolumineszenz-Folie) realisiert. Mit einer hohen Wechselspannung (etwa 300V) wird der Leuchtstoff in der Folie angeregt und zum Leuchten gebracht. Leider altern diese Folien oft relativ schnell und verlieren an Leuchtkraft. Besonders wenn sie beim Einbau etwas zu viel gebogen werden, oder Luft in das innere gelangt, schreitet die Alterung sehr schnell voran.

Also entfernen wir eben die Frontplatte und führen eine Sichtprüfung durch.
An diversen Aufschriften im Geräteinneren lässt sich erkennen das die Folie bereits 3x (1999, 2003, 2006) getauscht wurde.

In diesem Fall hat die Folie wohl ihren Dienst durch das Durschlagen der Anode auf die Kathode quittiert. (Erkennbar am Brandfleck, rot markiert). Ebenso wurde die Folie beim Einbau etwas angeschmolzen – ob das allerdings an der Alterung etwas verändert hat, lässt sich nur schwer sagen. Leider liegt selbst nach entfernen der Folie keine Versorgungsspannung mehr an den Pins an. Durch den durch die Folie verursachten Kurzschluss ist der Hochspannungstrafo von uns gegangen – ein Ersatz leider nur extrem schwer aufzutreiben.
Da der Besitzer ohnehin eine dauerhafte Lösung für dieses Problem möchte, und ein dunkles Accuphase-Logo in 3 Jahren vermieden werden soll, wurde ich um eine dauerhafte Lösung gebeten.

Leider ist in diesem Bereich der Logobeleuchtung extrem wenig Platz für etwaige Modifikationen, und schließlich soll das Ganze auch nicht in irgendeiner Bastelei enden.
Somit muss hier eine spezielle Sonderanfertigung entwickelt werden – zum einen muss die Farbe halbwegs genau passen und ebenso eine gleichmäßige Ausleuchtung gewährleistet werden.

Mit Hilfe von Fusion360 wird ein spezieller Diffusor als Ersatz konstruiert

Anschließend wird der Entwurf im SLA-Verfahren hergestellt

Die Displayplatine wird dann ausgebaut und gefühlt 3 Wochen damit verbracht den alten Moosgummi der EL-Folie zu entfernen. Da hat wohl ein japanischer Ingenieur ganz nach dem Motto „Kleben ist sein Leben“ gearbeitet.

Natürlich wäre es sehr verlockend hier eine kleine Schleifmaschine wie einen Dremel oÄ zu verwenden, allerdings halte ich das für extrem gefährlich, da diese Art von Geräten hochfrequente Vibrationen erzeugen, welche die Heizfäden der VFD-Displays beschädigen könnten.

In das neue Beleuchtungsmodul werden 8 spezielle „superbright“ LEDs eingebaut welche die originale Wellenlänge der Accuphase Beleuchtung aufweisen. Durch die superbright-Eigenschaften können die LEDs massiv unterspannt eingesetzt werden (Vf des Herstellers 2.9 – 3.4V), und erzeugen dabei noch immer genug Helligkeit. Somit kann auf Vorwiderstände verzichtet werden und die Beleuchtung wird wohl zig Jahre ohne Ausfall arbeiten.

Da die Parameter der neuen Beleuchtung natürlich völlig anders sind als bei der EL-Folie, wird auch noch eine neue Stromversorgung benötigt. Um keine anderen Kreise zu beeinflussen wird die benötigt Spannung direkt im unstabilisierten Bereich des Netzteils abgegriffen und über einen LM317 geregelt.

Um keinerlei Eingriffe in bestehende Platinen zu verursachen wird eine bereits bestehende Schraube der Netzteilplatine verwendet um den Spannungsregler zu montieren

die benötigte Zuleitung wird sauber entlang des Gehäuserahmens verlegt
das fertig installierte Leuchtmodul

Somit ist das lästige Beleuchtungsproblem endlich gelöst, und der Besitzer kann sich wieder an einem perfekt funktionierenden DP-90 erfreuen 🙂

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