Wieder einmal hat es ein A-1060 auf meinen Tisch geschafft. Ich bin persönlich immer ganz aus dem Häuschen bei dem Gerät, vor allem da es immer stets unterschätzt wird, und trotz besten inneren Werten nie wirklich die Bekanntheit erlangte, welche dem Verstärker zustehen würden.
Der A-1060 war von 1981-1983 das Top-Gerät der Serie (in der Serie enthalten waren auch der deutlich bekanntere A-960II) und besitzt wie auch der A960II ein Schaltnetzteil vor dem eigentlichen Transformator. Vorteile waren – wie schon bei den anderen Geräten von Carver – die blitzschnelle Regelung der Versorgungsspannung unter Last und die schier endlosen Leistungsreserven.
Bei dem A-1060 hat Yamaha keinerlei Kosten gescheut. Das Chassis ist vollständig aus Kupfer, trotz X-Netzteil wurden 15000uF/68V Elkos verbaut, die Vorstufe völlig abgeschirmt.
Selbst die Servicefähigkeit ist bei dem Gerät auf extrem hohen Niveau. Die Vorstufe lässt sich einfach hochklappen um zu diversen Testpunkten zu gelangen.
Das war halt noch richtige Qualität…
Leider ist aber auch dieses Gerät nicht Grundlos bei mir gelangt. Laut Besitzer löst der Leitungsschutzschalter beim betätigen des Power-Knopfs aus – was natürlich stark nach einem Fehler im Schaltnetzteil klingt.
Der Verstärker war zuvor bei einer autorisierten Yamaha-Werkstätte welche das Gerät als „unreparierbar – da keine Ersatzteile“ retourniert hat.
Bemerkenswert bei diesem Exemplar ist der absolut perfekte Zustand der Front.
Um weitere Schäden zu vermeiden, spare ich es mir das Gerät direkt ans Netz zu hängen und baue direkt das Netzteil aus.
Der Triac misst sich OK, also riskiere ich doch über den Regeltrafo eine Netzspannung anzulegen. Das Amperemeter schlägt bei etwa 100V ziemlich hastig aus – hier ist irgendwas absolut faul!
Der Triac wird nur zur positiven Halbwelle hin angesteuert – Zwar ist eine kurze Spitze ins Negative zu erkennen, dennoch stimmt hier irgendwas mit der Ansteuerung definitiv nicht!
Leider wird bei den X-Netzeilen zur Ansteuerung des Triacs ein von Yamaha eigens entwickeltes IC verwendet. Dieses ist nach so langer Zeit natürlich auch sehr schwer zu bekommen – allerdings auch nur wirklich in den seltensten Fällen defekt.
Leider haben wir wohl in diesem Fall etwas Pech, denn es stellt sich heraus das tatsächlich das IC einen Knax hat, und den Triac teilweise fehlerhaft ansteuert.
Die einzig gute Nachricht ist, dass ich mit viel Mühe ein Ersatz-IC aus den USA auftreiben kann.
Nach einigen Wochen ist es auch endlich soweit – das IC kann verbaut werden, und das Netzteil erwacht zum Leben!
Diese Ansteuerung des Triacs mit dem neuen IC sieht doch gleich besser aus!
Anschließend erfolgt eine erste Prüfung sowie Justage von Netzteil, EQ, Offset sowie Ruhestrom.
Das DC-Offset lag in diesem Fall sehr weit daneben – Spezifikation sind 10mV; Der Wert vor der Justage lag bei 550mV.
Nachdem erstmal die wichtigsten „inneren Werte“ der Spezifikation entsprechen, erfolgt ein erster Test an den Messgeräten mit einem 1-kHz Sinus.
Hmmmm…. Das hat auch schonmal anders ausgesehen… Mit etwas rütteln an dem Eingangswahlschalter lässt sich zwischendurch ein normaler Sinus erreichen, allerdings wird er nie so wirklich „rein“.
Hilft nicht… „Rinn Da!“
Der Eingangswahlschalter besteht aus einem Bowdenzug, welcher in die geschirmte Vorstufenbox eingreift, und dort den eigentlichen Wahlschalter betätigt.
Um zum Schalter zu gelangen, muss erstmal die Schirmung demontiert werden.
Die 28 Lötstellen des Schalters werden aufgelötet, und der Bowdenzug anschließend vorsichtig ausgehängt.
Die Biegelaschen müssen aufgebogen werden um den Schalter vorsichtig zu öffnen.
Die Kontaktspangen werden vorsichtig mit einer Pinzette abgenommen.
Unschwer ist direkt die starke Korrosion an den Kontaktflächen zu erkennen.
Um diese wieder aufzupolieren können, muss das Kontaktfett vollständig entfernt werden – hierzu wird eine 99% Alkohollösung in Kombination mit einem Ultraschallreiniger verwendet.
Nach dem polieren mit einer speziellen Kontaktpolitur, sowie dem erneuten fetten, erstrahlen die Kontaktflächen im neuen Glanz!
Nach dem Einsetzen der Kontaktspangen wird der Schalter wieder vorsichtig zusammengebaut und eingelötet. Insofern man alles richtig gemacht hat, ist keine Justage des Bowdenzugs notwendig.
Da das Eisen sowieso heiß ist, löte ich noch gleich die Lautsprecherrelais auf Verdacht aus.
Da hatte ich wohl mal wieder den richtigen „Riecher“ – ein guter Kontakt sieht auch anders aus.
Auch hier sind die Kontakte völlig „Schwarz“, und es muss ein Relaisservice durchgeführt werden. Danach gehts auch wieder viel besser!
Damit sind alle Wehwehchen beseitig und der A-1060 bietet wieder einen krach- und rauschfreien Musikgenuss.
Zu Guter Letzt ist der A-1060 der erste Verstärker der an meinen neuen Audio Analyzer gemessen wird.
Links 0,0005%, Rechts 0,0003% THD @ 8Ohm, 120W – Mehr als innerhalb der Spezifikationen
Eine Antwort
Wieder ein toller und ausführlicher Reparaturbericht. Du hast dir viel Mühe mit der Reparatur meines Voll-Verstärkers gegeben. Er ist bei dir in besten Händen gewesen! Ich freue mich schon auf seinen Einsatz wieder bei mir zu hause. Nochmals vielen Dank für alles!