Als nächstes befindet sich ein seltenes Schmuckstück auf meinem Tisch – es handelt sich um einen Luxman L-530.
Der L-530 war damals ein sehr begehrtes (und heutzutage seltenes) Gerät.
Das Besondere an dem Gerät – neben der einzigartigen Optik und seinem Mantel in Kirschholz – ist natürlich der Class-A Betrieb bis zu 15W in Verbindung mit der Luxman „Duo Beta Circuit S-Schaltung“. Der Betrieb wechselt damit automatisch und quasi unbemerkt in den Class A/B Betrieb, insofern die 15W Leistung im Class A-Betrieb nicht ausreicht.
Das Gerät besitzt auch noch wie viele andere Luxman Geräte eine spezielle Schaltung um schnellstmöglich den optimalen Arbeitspunkt zu erreichen. Der Ruhestrom der Endstufentransistoren wird dabei stetig erhöht, bis die entsprechende und optimale Temperatur erreicht ist. Der Aufheizvorgang wird ganz elegant über eine Anzeige an der Front signalisiert.
Natürlich ist der Herr auch nicht Grundlos bei mir. Lt. Besitzer ist eine Ungleichheit des Pegels zwischen Links/Rechts vorhanden. Sollte also grundsätzlich etwas sein, was sich leicht messen lässt!
Fest steht jedenfalls, das ich nicht der erste bin der das Gerät am Tisch hat. Ein genaues Auge erkennt sofort, das der Deckel nicht richtig in der Front eingehängt ist, und das Holz nicht mit der Gerätefront abschließt.
Ebenso sind die Schrauben an der Geräteunterseite nicht mehr die Originalen, und die seitlichen Gehäuseschrauben, wurden mit einem unpassenden Schraubendreher geöffnet – der Lack daher etwas abgesplittert. Aber man will ja nicht gleich vom schlimmsten ausgehen!
Nach dem Öffnen des Geräts fällt jedenfalls direkt auf, dass die Lautsprecherrelais schonmal erneuert wurden – darauf wäre eigentlich mein erster Verdacht gewesen was die Ungleichheit des Pegels betrifft.
Also prüfen wir das ganze nun einfach mal mit einem Sinussignal in Verbindung mit dem Oszilloskop im 2-Kanalbetrieb
Das Ergebnis ist ziemlich eindeutig – ein Kanal weicht deutlich vom anderen ab. Die Diskrepanz ändert sich unlinear beim Drehen des Lautstärkereglers.
Auch eine Messung am Analyzer bestätigt die Abweichung von fast 20%
Da bleibt wohl nichts anderes übrig als die Frontplatte zu entfernen, um einen genaueren Blick auf das Lautstärkepoti zu werfen.
Das Potentiometer zu öffnen ist immer eine ziemlich heikle Sache – zum einen wird das Poti durch falsches öffnen sofort zerstört, zum anderen ist es in sich justiert, sodass die beiden Widerstandsplatten die exakt selbe Position für L/R aufweisen.
Leider ist in dem Luxman ein extrem seltenes Poti mit 7mm Pinabstand verbaut, das ich weder lagernd, noch auf die Schnelle auftreiben könnte.
Somit bleibt nur das vorsichtige öffnen und der Versuch einer Reparatur.
Mit einer speziellen Politurplatte wird versucht die Kontakte zur Graphitschicht zu verbessern. Anschließend bringe ich noch einen Mikrogleitfilm auf die Graphitbahn auf und hoffe einfach das Beste.
Scheinbar hat sich aber die Stunde Fusselarbeit gelohnt, denn die Phasenverschiebung sowie die Differenz im Pegel sind passé.
Da das Gerät nun wieder einwandfrei funktioniert, und die wichtigsten Elkos offensichtlich schon erneuert wurden, geht es direkt über zur Justage und Messung.
Die Justage des Ruhestroms ist bei dem Gerät aufgrund der komplexen Schaltung deutlich aufwendiger als bei herkömmlichen Verstärkern.
Um die Justage überhaupt erst durchzuführen, muss das Gerät völlig abgekühlt sein.
Weiters müssen auf beiden Endstufen zwei Brücken aufgelötet, und anschließend jeweils ein Amperemeter in Serie geschalten werden.
Nachdem alles vorbereitet ist wird das Gerät eingeschaltet, und exakt 60 Sekunden gewartet, um dann den Ruhestrom einer Endstufe einzustellen. Da sich die Endstufen nach so kurzer Zeit in der Aufwärmphase befinden, steigt der Ruhestrom stetig an, daher wird die 2. Endstufe nun an die 1. angepasst.
Der Ruhestrom lag in diesem Fall weit neben der Spezifikation (ca. 60mA anstatt der 150mA), somit konnte die Endstufe nie den optimalen Arbeitspunkt erreichen, bzw. dauerte die Aufwärmphase länger als normal.
Nachdem das Gerät optimal justiert und aufgewärmt ist, erfolgen noch ein paar Messungen
Das Gerät übertrifft damit die Spezifikationen deutlich und ist wieder Fit für die nächsten Jahre – diesmal mit richtig montiertem Deckel 😉